Angekommen in Cairns galt es zunächst, zum Hostel zu kommen. Während Sydney sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln ausgestattet ist, gibt es in Cairns keine festen Linien, sondern nur einzelne Anbieter von Shuttles. So hatte ich jedoch den Vorteil, vom Flughafen bis direkt vor meine Unterkunft gebracht zu werden.
In Cairns selbst bin ich den Rest des Tages und den nächsten Tag ein wenig auf Erkundungstour gegangen, jedoch hauptsächlich auf der Suche nach Essen.
Schaukelige Fahrt
Am Morgen des dritten Tages wurde ich dann um 6:15 abgeholt und es ging nach kurzem Check-In auf das Boot, welches für die nächsten zwei Nächte mein zuhause sein würde.
Das Wetter war wie vorhergesagt weiterhin grau und sehr windig mit Windgeschwindigkeiten zwischen 25 und 40 Knoten. Bei 2-3 Meter hohen Wellen war ich dann auch sehr froh, beim Frühstück, welches es auf dem Boot gab, eine Reisetablette genommen zu haben.
Nach ungefähr drei Stunden schaukeliger Fahrt waren wir dann am Milln Reef angekommen. Das Great Barrier Reef besteht aus vielen einzelnen Elementen, die sich über 2600 Kilometer entlang der Ostküste Australiens erstrecken.
Die Korallen sind dabei so hoch gewachsen, dass sie die meisten Wellen effektiv abblocken, sodass es im Schutz des Riffs deutlich ruhiger war.
Ab ins Wasser
Nachdem wir während der Fahrt schon in alle sicherheitsrelevanten Dinge eingewiesen wurden, gab es an unserem ersten Ort zum Tauchen eine Einweisung in die örtlichen Gegebenheiten und eine vorgeschlagene Route. Anschließend galt es das Equipment vorzubereiten und dann ging es auch schon ins Wasser.
Das erste Riff hieß Milln Reef, bei 15 Metern Sichtweite und 26°C warmen Wasser ging es mit meinem Divebuddy Kevin für 33 Minuten in die wunderbaren Welten des Great Barrier Reefs. Wir sahen viele verschiedene Fische, aber auch eine Schildkröte und einen Rochen. Selbstverständlich gab es auch Korallen in allen Farben und Formen zu sehen, auch wenn nur die wenigsten wirklich leuchtend bunt sind.
Zurück auf dem Boot galt es zunächst, die Ausrüstung abzulegen und sich kurz warm abzuduschen. Anschließend gab es Mittagessen. Dieses Prinzip setzte sich die restliche Zeit über fort, nach jedem Tauchgang gab es zumindest eine Kleinigkeit zu essen.
Advanced Open Water Diver
Peak Performance Buoyancy
Mit dem nächsten Tauchgang begann dann die Ausbildung zum Advanced Open Water Diver mit dem Tauchgang zur Peak Performance Buoyancy. Dabei geht es darum, die Menge an Luft im Jacket so einzustellen, dass man im Wasser „schwebt“ und nur über die Menge an Luft, die man in der Lunge hat, beeinflusst, ob man hoch oder runter treibt. Eine Übung dazu bestand darin, Löffel, die in den Sandboden gesteckt waren, mit dem Regulator (Mundstück) zu treffen und dabei immer auf und ab von einem zum nächsten zu schwimmen. Eine herausfordernde aber sehr lehrreiche Übung.
Nach 33 Minuten war auch dieser Tauchgang beendet und es gab eine weitere kurze Dusche auf dem Boot, sowie Kuchen. Beim Essen verlegte die Crew das Boot ein Stück, die nächsten drei Tauchgänge wurden bei den drei Schwestern (three sisters) absolviert, einer Gruppe von drei Korallentürmen.
Navigation
Als dritten Tauchgang des Tages ging es an Unterwassernavigation. Da dort kein GPS funktioniert und es für gewöhnlich auch keine exakten Karten gibt, lernten wir, wie wir uns mit Kompass und anhand natürlicher Gegebenheiten zurechtfinden können. Im Quadrat schwimmen ist nicht so einfach, wie es klingt.
Hilfreich ist dabei, zu wissen, wie viel Distanz man zurück legt, wenn man einmal vollständig mit seinen Flossen austritt bzw. wie oft man treten muss, um eine bestimmte Distanz zurückzulegen. Dazu sollten wir zählen, wie viele „kick-cycles“ wir benötigen, um 30 Meter zu überbrücken.
Mit nur 30 Minuten war dies ein relativ kurzer Tauchgang am Great Barrier Reef, was wahrscheinlich auch daran lag, dass mir ziemlich kalt war. Bei allen folgenden Tauchgängen hatte ich deshalb einen zusätzlichen Neoprenanzug an.
Ab ins dunkle
Der vierte und letzte Tauchgang des Tages begann um 19:30 bei Nacht. So weit abseits vom Festland war es sehr dunkel, leider waren keine Sterne zu sehen, da es weiterhin bewölkt und sehr windig war.
Ausgestattet mit einem Leuchtstab zur Markierung der einzelnen Taucher und einer Taschenlampe ging es ins schwarze Wasser.
Erwartungsgemäß waren viel weniger Fische zu sehen, wir sahen aber immerhin einige schlafende Schildkröten. Nachts tauchen ist auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, es ist zumindest gefühlt noch ruhiger als tagsüber, obwohl Fische natürlich eh keine Geräusche machen.
Tief hinab
Nach einer unruhigen Nacht auf dem schaukeligen Boot, ging es dann am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück zum ersten Tauchgang ins Wasser. Als nächstes stand ein „Deep Dive“ auf dem Plan, bis zu 30 Meter hinab sollte es gehen. Ab diesem Tauchgang benutzte ich Nitrox, was einen höheren Sauerstoff- und einen niedrigeren Stickstoffanteil in der Flasche bedeutet. Dadurch ist die theoretische Zeit*, die man Unterwasser verbringen kann höher, als Nachteil kann man nicht mehr ganz so tief hinab**. Mein Sauerstoffanteil lag bei 31-32%, was meine maximale Tiefe auf etwas mehr als 30 Meter begrenzte.
So tief Unterwasser muss man jedoch noch stärker auf seinen Luftverbrauch achten, da durch den hohen Druck mehr Luft pro Atemzug verbraucht wird. Bei 29 Metern Tiefe sahen wir dann sogar einen Hai, dieser wollte mit uns jedoch nichts zu tun haben und schwamm davon. Im Sand hockend verglichen wir unsere Tauchcomputer, um zu sehen, wie unterschiedlich unsere maximale Zeit in solch einer Tiefe ist. Die unterschiedlichen Zeiten lagen daran, dass Kevin und ich mit Nitrox tauchen und unsere Computer entsprechend eingestellt sind, unser Ausbilder seinen Computer jedoch nicht umgestellt hat.
Trotz der enormen Tiefe haben wir 30 Minuten Unterwasser verbracht und ich hatte sogar noch Luft übrig, die zusätzliche Wärme bringt deutliche Vorteile.
*Die theoretische Zeit, die man Unterwasser verbringen kann, bezieht sich darauf, dass sich Stickstoff im Gewebe löst, welches beim Auftauchen wieder austritt. Geschieht dies zu schnell bzw. ist zu viel Stickstoff vorhanden, können sich Bläschen im Blut bilden, welches lebensgefährliche Folgen haben können (DCI – decompression illness)
** Die maximale Tiefe kommt daher, dass Sauerstoff bei zu hohem Druck giftig wirken kann. Durch mehr Sauerstoff verringert sich der benötigte Druck dafür, deshalb kann man mit mehr Sauerstoff weniger tief tauchen.
Underwater Naturalist
Nach dem Frühstück fanden wir uns erneut an einem anderen Riff wieder, Coral Garden im Flynn Reef ist unser nächster Ort. Als letzten Tauchgang zur Advanced Open Water Diver Zertifizierung galt es, sich besser mit dem Leben dort unten zu beschäftigen. Nach einer Einweisung in die verschiedenen Lebewesen ging es mit der Aufgabe hinab, mindestens fünf verschiedene Fische und fünf nicht-Fische ausfindig zu machen. Zu diesem Tauchgang waren wir ohne unseren Ausbilder unterwegs. Coral Garden machte seinem Namen dabei alle Ehre und wir sahen noch mehr verschieden Fische und Korallen, als bereits zuvor schon. Ebenso gesellten sich Schildkröten und Seesterne hinzu.
40 Minuten und viele Eindrücke später waren wir wieder zurück an der frischen Luft.
Entspannung Unterwasser
Alle weiteren Tauchgänge waren Kevin und mir frei in der Gestaltung überlassen. In unserem eigenen Tempo (also in meinem, ich schwimme langsamer) war es dann nochmal besser.
Das zeigen auch die 43 Minuten, die der nächste Ausflug ins Nass dauerte, Entspannung bedeutet langsamer atmen, was wiederum dazu führt, dass die Flasche langsamer leer wird. Gordens Mooring hieß die Stelle im Flynn Reef, an der wir dann viele Schildkröten und natürlich auch jede Menge andere Fische sahen.
Nach dem Abendbrot stand dann der letzte Tauchgang des Tages an, wie am Tag zuvor war dieser auch wieder bei Nacht. Dieses Mal jedoch ohne Ausbilder oder Führer, weshalb wir uns mit zwei anderen zusammenschlossen, da die Navigation doch nochmal ein Stück herausfordernder ist. Auch wenn ich mir selbst nicht 100%ig sicher bei der Sache war, führte ich unsere Gruppe dann an. Ziel war es, eine riesige Schildkröte zu finden, die in dem Gebiet zuhause ist. Um möglichst einfach navigieren zu können, ging es in einer annähernd geraden Linie vom Boot weg und nachdem wir um einige Korallentürme herum waren auf diesem Weg auch wieder zurück. Auf dem Rückweg trafen wir dann auf eine andere Gruppe, die die Schildkröte bereits entdeckt hatte. Bei unserem Stopp unter dem Boot konnten wir dann noch einen Hai beobachten, der das Boot umkreiste. Leider blieb er immer nur am Rand des Lichtscheins. Nach 41 Minuten war das Abenteuer dann vorbei und es ging für eine weitere kurze und schaukelige Nacht ins Bett.
Der letzte Tag
Am letzten Tag gab es dann nur noch drei Tauchgänge, da wir nach dem Mittag wieder Richtung Festland gefahren sind.
Der erste Begann gleich mit Sonnenaufgang um 6:30, keine schöne Zeit zum Aufstehen, aber sobald ich im Wasser war, war ich wach und gut drauf. Mit Beginn des Tages werden auch die Fische erst so langsam wach und so war am Anfang noch relativ wenig los. Eine Gruppe von großen schwarzen Fischen schwamm so dicht beieinander, dass ich im ersten Moment dachte, es wäre ein komisch geformter Stein. Beim näher kommen sah man dann auch Bewegung und beim umrunden konnte man zwischen den Fischen hindurch gucken. Ein interessantes Konzept um nachts nicht gefressen zu werden. 40 Minuten später waren wir hungrig zurück am Boot.
Nach dem Frühstück ging es wieder ins Meer, wir drehten unsere Runde auf der Suche nach Nemo und fanden schließlich ein paar Clownfische. Sie sind kleiner als ich erwartet hatte, trotzdem aber niedlich anzusehen.
Nach 32 Minuten war dieses Mal Schluss.
Der letzte Tauchgang meines Ausflugs zum Great Barrier Reef war eine entspannte Runde, bei der wir erneut Clownfische und viele andere Lebewesen sahen, bevor nach 43 Minuten die Zeit hier rum war.
Insgesamt war es ein sehr schönes Erlebnis, das sich definitiv gelohnt hat. Auch wenn das Wetter hätte besser sein können, Unterwasser merkt man davon ja nichts.
Die zusätzliche Erfahrung, sowohl theoretisch als auch praktisch wird mir mit Sicherheit bei weiteren Tauchgängen helfen und ich werde das Great Barrier Reef und bester Erinnerung behalten.
Hoffentlich kann ich nochmals hier herkommen, um das ganze bei Sonne zu bewundern.
Zurück nach Cairns
Nach dem Mittagessen, bei dem ich zur Sicherheit auch zwei Reisetabletten eingeworfen habe, ging es dann ebenso schaukelnd wie auf dem Hinweg wieder zurück. Den Großteil der Zeit habe ich allerdings geschlafen, da es doch eine ziemlich anstrengende Zeit war.
Gemeinsamer Abend
Am Abend, nachdem wir alle ein wenig Zeit hatten, uns an festen Boden unter den Füßen zu gewöhnen, trafen sich die meisten der Teilnehmer und auch zwei von der Crew, um gemeinsam auf die schöne Zeit anzustoßen. Beginnend im Bavarian Beer House und endend in einem Club hatten wir gemeinsam einen guten Ausklang für unsere Zeit auf dem Great Barrier Reef.
Auf nach Bali
Am nächsten Morgen hätte ich gerne länger ausgeschlafen, jedoch war Check-Out vom Hostel um 10 Uhr, sodass mir nichts anderes übrigblieb, als aufzustehen. Ursprünglich war geplant, den Tag unter anderem dazu zu nutzen, diesen Blogeintrag zu schreiben, mangels Konzentration wurde das aber nichts. Mit ganz viel nichts tun und entspannen vertrieb ich mir die Zeit bis zu meinem Flug nach Bali.
Dieser verlief ereignislos, ich war sogar so müde, dass ich ein wenig schlafen konnte, auch wenn nicht viel Platz war.
Der Ausflug nach Australien war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Hoffentlich komme ich hier nochmals vorbei.
















